Alkoholkrankheit: Volkswirtschaftliche Folgen
Österreich ist im internationalen Vergleich eines der Länder mit dem höchsten Alkoholkonsum und liegt an 3. Stelle im OECD-Ranking. Vom Institut für Höhere Studien (IHS) wurde vor Kurzem eine Studie fertig gestellt, die durch Alkoholkrankheit entstehende volkswirtschaftliche Kosten beziffert. In der IHS-Analyse wurde der Status quo mit einer Gesellschaft mit verantwortungsbewusstem Umgang mit Alkohol verglichen und berechnet, welche Kosten für das Gesundheitswesen derzeit durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen und welche Kosten für die Bevölkerung des Jahres 2011 in den Folgejahren bei Beibehaltung des aktuellen Status entstehen würden.
Die Ergebnisse:
- 2011 verursachte die Alkoholkrankheit alleine an direkten medizinischen Kosten von 374 Millionen Euro. Das sind 1,44 % aller Kosten im Gesundheitswesen. Rechnet man die medizinischen Kosten der Bevölkerung des Jahres 2011, die durch übermäßigen Alkoholkonsum in Zukunft anfallen, mit, so entstehen (zu heutigem Wert) Kosten von 1,514 Milliarden Euro.
- Den Krankenkassen entstanden zusätzlich 6,62 Millionen Euro an Krankengeldzahlungen. Das sind 1,18 % aller Krankengeldzahlungen. Die zukünftigen Krankengeldzahlungen zu heutigen Werten betragen 139 Millionen Euro.
- Hinzu kamen Pflegegeldzahlungen von 8 Millionen Euro, das sind 0,34 % der Pflegegeldzahlungen. Insgesamt sind das zukünftig 309 Millionen Euro.
- Bei den Invaliditätspensionen fielen im Jahr 2011 netto zusätzlich 23,5 Millionen Euro oder 0,59 % aller Invaliditätspensionen an. Die zukünftigen Invaliditätspensionen machen 1,617 Milliarden Euro zu heutigen Werten aus.
- Bei den Alterspensionen ergibt sich eine Ersparnis von 3,7 Millionen Euro durch frühzeitigen Tod alkoholkranker Menschen, das sind 0,01 % der Alterspensionen. Zu heutigen Werten sind das zukünftig insgesamt 1,389 Milliarden Euro. Dies wird teilweise durch zusätzliche Witwenpensionen wieder ausgeglichen, die 2011 7,1 Millionen Euro (0,14 %) betrugen. Zukünftig würden die Kosten zu heutigen Werten insgesamt 566 Millionen Euro ausmachen.
- Produktivitätsausfall: Aufgrund von Fehlzeiten, früherer Pensionierung und Sterblichkeit ist die Produktivität der österreichischen Wirtschaft deutlich beeinträchtigt. 2011 entstanden 441,7 Millionen Euro (0,15 % vom BIP) an Schaden aus ungenutztem Arbeitspotenzial. Über die Zeit ergibt dies 17,880 Milliarden Euro zu heutigen Werten.
- Steuereffekte: Konsumiert die österreichische Bevölkerung nur unter der Gefährdungsgrenze, ergibt sich ein Entgang an Steuereinnahmen aus Alkoholsteuern von 119,2 Millionen Euro. Über die Zeit sind dies 2,944 Milliarden Euro Gesamtsaldo.
Fazit: Die Kosten überwiegen den „Nutzen“ um 737,9 Millionen Euro oder 0,25 % des BIP im Jahr 2011. Zu heutigen Werten ist der Saldo aus zukünftigen Jahren 17,692 Milliarden Euro.
Die Kosten des übermäßigen Alkoholkonsums überwiegen den finanziellen „Nutzen“ somit bei Weitem.
Quelle: Presseaussendung des Instituts für Höhere Studien; Juli 2013; www.ihs.ac.at